Bella Rosa. Roman by Annegrit Arens

Autor:Annegrit Arens [Arens, Annegrit]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: eBooks, Melodram, Intrigen, Liebesroman, Frauen, Betrug
ISBN: 978-3-95824-184-8
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2015-04-28T16:00:00+00:00

In der Pubertät war solch ein junges Ding unberechenbar, das Mädchen mochte sich sogar eingeredet haben, diesen wie aus dem Nichts aufgetauchten Rivalen allein durch Totschweigen eliminieren zu können. Wie auch immer, Massimo hatte gerade noch rechtzeitig dafür gesorgt, dass Rosa in jeder Hinsicht frei für ihn wurde und nun Schritt für Schritt entdecken konnte, wie gut sie zueinander passten und wie Joana seitdem aufblühte. Das fiel ihr sogar zuallererst auf. »Joana ist wie ausgewechselt«, stellte Rosa immer wieder fest, wenn die Dreizehnjährige etwa freiwillig den Tisch deckte oder sich mit einem unglaublich altmodischen Plätteisen an einem von Massimos maßgeschneiderten Hemden als kleine Hausfrau erprobte, während er sich im Haus nützlich machte oder Rosa in der Küche half. Er stöberte mit ihr in Rezepten und gab ihr Tipps, er hatte schon immer gern gut gekocht. Er genoss es, Rosa heimlich von der Seite zu beobachten, wie sich ihre Wangen bei der gemeinsamen Küchenarbeit röteten und sich die Zungenspitze vorwitzig zwischen den vollen Lippen hervortraute, ihr Gesicht konnte unglaublich weich und jung werden.

Rosa wurde unter seiner Anleitung zu einer vorzüglichen Köchin und merkte sich sofort, wie er was am liebsten mochte, und sie erinnerte sich an fast alle Gerichte aus der Zeit, als sie zusammen in seiner Wohnung in Mailand gelebt hatten. Damals hatte er noch allein für sie beide gekocht oder etwas aus dem »Il Peck« hochbringen lassen. Rosa hatte zu jener Zeit mehr als genug mit ihrem Studium und dem Baby zu tun. Ein Gericht namens »Cavolo Ripieno« etwa beschwor Erinnerungen an einen Wintertag, an dem der Strom ausgefallen war und sie diese mit Schweinefleisch und Pinienkernen gefüllten Wirsingrouladen an einem Stock im Kamin geröstet hatten. Das Gelage auf dem Fußboden hatte auch Joana einen Mordsspaß gemacht, sie war auf allen vieren zwischen ihnen beiden hin- und hergekrabbelt und hatte sich von jedem etwas in den Mund stopfen lassen. Wie ein kleines hungriges Vögelchen.

Joanas Augen begannen zu glänzen, sobald eine dieser alten Geschichten ausgegraben wurde, in denen sie selbst eine tragende Rolle spielte. Dann verschwand der rebellische Teenager komplett, und alles, was zurückblieb, war ein anschmiegsames, verträumtes junges Mädchen. Diese Rouladen avancierten zu Joanas neuem Lieblingsgericht, und sie riss sich förmlich darum, mit Massimo zum Einkaufen zu fahren. Natürlich war man in dieser Region weder auf gepökelten italienischen Speck wie den Pancetta noch auf Arboria, eine speziell für Risotto geeignete Reissorte, eingestellt. Da hieß es improvisieren, und je mehr Rosa sich auf solche gemeinsamen Kochorgien einließ und darin Vergessen suchte und offensichtlich auch fand, umso näher rückte Massimo seinem Ziel. Er begann sich so wohl zu fühlen, dass er es sogar fast bedauerte, bald für kurze Zeit abreisen zu müssen, damit auch wirklich nichts schiefging.

Seine ursprüngliche Planung hatte sich an den Sommerferien orientiert, erst dann musste, wie er gedacht hatte, die Orangerie verfügbar und die Pleite der beiden Zwischenbesitzer besiegelt sein. Doch plötzlich blieben ihm statt mehr als ein halbes Jahr höchstens noch zwei, drei Wochen. Sobald Rosa in ihrer Heimat alles Nötige geregelt hatte, würde sie die Orangerie aufsuchen und auf Herz und Nieren prüfen wollen, dessen war er sich bewusst.

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